Entgendern nach Phettberg

„Frucade oder Eierlikör?“

Hermes Phettberg in „Phettbergs Nette Leit Show“

Geschätztes Lesy,

beim Thema geschlechtergerechte Sprache erhitzen sich die Gemüter. Für die eine Seite deckt das generische Maskulinum alle Geschlechter ausreichend ab, für die andere ist es das Synonym für männliche Dominanz und Arroganz. Dem gegenüber steht das Gendern und auch hier schlagen die Wellen hoch: Sternchen „*“ oder Unterstrich „_“, Binnenmajuskel „I“ oder Doppelpunkt „:“, wahlweise bedeutet es Gerechtigkeit oder den kulturellen Untergang.

Abhilfe schafft das Entgendern nach Phettberg: Das Geschlecht wird nicht verwendet, wenn es unklar oder überflüssig ist. Es wird ersetzt durch das Neutrum (ne utrum = keines von beidem, gemeint sind die klassischen Geschlechter Frau und Mann). Klingt akademisch trocken, bewirkt aber das Gegenteil, entgendert nach Phettberg kann Sprache großes Vergnügen bereiten.

Und so einfach ist es:

Bei personybezogenen Bezeichnungen wird der Wortstamm mit der Endung -y (im Singular) und -ys (im Plural) verwendet.

„Der Leser“ neutralisiert sich und wird „das Lesy“, die Post bringt das „Briefträgy“ und in der Schule unterrichten die „Lehrys“ die „Schülys“. Schräg wird es manchmal bei zusammengesetzten Worten wie z.B. beim „Bürgymeistykandidaty“. In der Regel wird es kürzer, selten länger, wie das „Studenty“ bestätigen kann.

Fang an und du hörst nicht wieder auf: Das Bäcky, das Arzty, das Kochy (im Plural wie gehabt umgelautet zu Ärztys und Köchys). Und im Himmel thront laut Phettberg das Gotty.

Weiterer Pluspunkt: Selbsternannte Gralshütys der deutschen Sprache können die wenig witzigen Parolen von Gender-Gaga, KinderInnen, usw. endlich einmotten. Tja, Meinungsfreiheit ist eben nicht Meinungshoheit, also locker machen. Wer’s braucht kann ja eine Tüte rauchen, das soll helfen, sagen die Kiffys.

Zugegeben, Entgendern nach Phettberg mag für offizielle Kommunikation nicht die Lösung sein, z.B. für Nachrichtensprechys, Zeitungsredateurys oder Buchautorys. Aber in die private Unterhaltung bringt es definitiv Schwung. Und regt damit vielleicht zum Nachdenken darüber an, dass sich nicht alle Geschlechter vom generischen Maskulinum mitgemeint fühlen wollen.

Zum Hintergrund

Die y-Form geht auf den österreichischen Aktionskünstler Hermes Phettberg (Link zu Wikipedia) zurück, der in den 90er Jahren im österreichischen Fernsehen Kultstatus genoss. In der „Phettbergs Nette Leit Show“ lud er sich prominente oder auch völlig unbekannte Gästys ein und die erste Frage, die er ihnen stellte, lautete stets: „Frucade oder Eierlikör?“ Seinem Landsmann und Germanisten Thomas Kronschläger (Link zur Uniseite) ist zu verdanken, dass das Entgendern nach Phettberg akademische Weihen erhalten hat. Im Video erläutert er seinen Ansatz. Viel Spaß beim Schauen!